Der Glanz der Unendlichkeit

Sie machte die Augen zu und tauchte ab. Tausend Sterne umhüllten ihren Körper wie eine Steppdecke. Die Geborgenheit, die sie zu spüren bekam, war ihr Treibstoff um noch tiefer einzudringen. In die Tiefen der Unendlichkeit. Schwerelos trieb sie voran ohne eine Ahnung zu haben wo die Reise ein Ende nehmen würde. Sie hatte gedacht, sie würde nur die pure Dunkelheit vorfinden, doch ihre Augen konnten all die Schönheit gar nicht erfassen, und das, was sie erfassten konnte ihr Verstand keineswegs verarbeiten. All die Farben, all die Magie, die eigentlich nicht sein sollte. Doch sie sind da, denn sie hat nicht zu entscheiden, was sein soll und was nicht. Der Nebel kitzelte ihre Nase und streichelte ihr übers Haar. Ihre Augen reflektierten all den Schimmer, den sie nur auffangen konnten. Unwirklich kam es ihr vor. Noch nie in ihrem jungen Leben hatte sie so etwas traumhaftes gesehen, noch nie hatte sie sich so frei gefühlt. Frei von Sorgen und jeglicher Verantwortung. Sie wusste, sie konnte alles erforschen, was sie wollte. Ob es nun an der nächsten Biegung nach rechts oder links gehen würde, spielte keine Rolle. Es spielte nur eine Rolle, dass sie entscheiden konnte. 
All die Sterne strahlten um die Wette, versuchten der Sonne Konkurrenz zu leisten, was sie aber nicht wussten war, dass der Mond ihnen die Schau stiehl und nicht die goldene Schönheit. Denn der Mond verzauberte jeden mit seinem silbernen Schimmer, der eine kalte Briese mit sich trug. Sie drang tiefer hinein in die Unendlichkeit. Der purpurfarbene Nebel schimmerte im Glanz des Kupfernen Giganten. Sie war endlich frei. Obwohl sie inmitten dieser Kolossen und Weiten war, fühlte sie sich zum ersten Mal nicht klein. Der Anblick ihrer Möglichkeiten liess sie erst recht aufblühen. 
Bitte, lass mich nie wieder los. Bitte, gib mich nie wieder her. Bitte, umschling mich für immer.
Als ein Beben sie erschütterte, das von ihrem Innern zu kommen schien, wusste sie, dass sie nichts mehr tun konnte. Sie würde ihre Freiheit wieder begraben müssen hinter ihrem Haus unter der alten Eiche im Garten.  
Ich werde dich nie vergessen geliebte Unendlichkeit. Ich werde die Erinnerung deiner majestätische Schönheit nicht in einer Schachtel aufbewahren, wo sie in Vergessenheit geraten wird. Ich werde diese Erinnerung dort lassen wo sie hingehört in den mysteriösen Weiten des Himmels. So kann sich jeder deiner Magie erfreuen. 
Dann erwachte sie. Sie konnte ihren Drang nach aussen zu gehen um hinauf zum Himmel empor zu blicken nicht unterdrücken. Denn nun wusste sie, dass diese Weiten auch ihr Zuhause waren. Ihre Augen beherbergten einen kleinen Teil des Schimmers und strahlten um die Wette mit den anderen Sternen.

Quelle: http://www.mbphoto.com/usr/images/artworks/9651_1000.jpg
 

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