Park im Wald 3

Sie war in dem alten Haus, das sich im Park befand. Doch wie war sie hierher gekommen? Eigentlich müssten ihre Füsse dreckig sein, doch das waren sie nicht. Sauber. Sie verstand nichts mehr. Wen musste sie finden? Den Zettel hielt sie fest in ihrer Faust, sie erhoffte sich so dessen Bedeutung herauszufinden. Finde mich...Wen soll ich finden? Warum ich? Es ergab nichts mehr Sinn. Sie löste ihren Blick vom Zettel und versuchte ihre Gedanken zu ordnen. Entschlossen von hier sofort zu verschwinden musste sie entsetzt feststellen, dass es keine Tür gab, die aus dem Zimmer hinaus führte. Vier Wände, keine Tür. War sie letzte Nacht durch das Fenster in das alte Haus geklettert? Es musste so gewesen sein. Wenn sie durchs Fenster hineingekommen war konnte sie auch so rauskommen. Vor dem Fenster rang der alte Baum empor, doch nicht dieser war es der ihre Aufmerksamkeit erweckte, sondern die alten Gitterstäbe vor dem Fenster. Panik erfüllte sie. Das konnte nicht möglich sein. Sie öffnete das Fenster und versuchte die Gitterstäbe mit voller Gewalt zu verbinden, doch diese waren robuster als sie zu sein schienen. Nach einer Weile gab sie dann auf und sah ein, dass sie zu schwach war um die Stäbe zu verbiegen. Verwirrt und beängstigt zugleich setzte sie sich an die Wand gegenüber dem alten Schrank. Der Staub kitzelte ihrer Nase und lockte ihr ein Niesen raus. Der Staub! Neben dem Schrank auf dem Boden gab es keinen Staub, dass konnte nur eines heissen: Der Schrank stand nicht auf dem Platz an dem er normalerweise gestanden war. Sie begab sich zum Schrank und schob ihn zur Seite. Erstaunlicherweise war er leichter als sie erwartet hatte. Tatsächlich! Hinter dem Schrank verbarg sich ein alte Holztür, die sich ohne Mühe öffnen liess. Sie trat aus dem Zimmer und stand in einem langen Korridor mit vier weiteren, identischen Holztüren, am Ende war ein hohes Fenster, dass den Park zeigte. Drei der Türen führten zu Zimmern, die dem glichen indem sie vorhin gewesen war, die vierte Tür, die etwas klemmte, enthielt die Treppe, wie sie vermutete, die ins Erdgeschoss führte. Die hölzernen Stufen knarzten unter ihren nackten Füssen, die Farbe des Geländers war ganz abgesplittert. Hier gab es kein Licht, alles war dunkel, doch ihre Augen hatten sich an die Dunkelheit gewöhnt. Sie war in einem schmalen Gang, es hatte nicht nur die Treppe und das Geländer. Die Treppe schien kein Ende zu nehmen. Sie lief und lief und lief. Als sie schon anstand machte umzudrehen, hatte sie das Ende der Treppe erreicht. Noch eine Holztür. Auch diese war nicht verschlossen, sie liess sich ohne Mühe öffnen. Eine kalte Brise wehte ihr die Haare aus dem  Gesicht. Sie erschauderte am ganzen Körper. Nicht wegen der Kälte, sondern als sie von oben ein Knarzen hörte.  Den Windzug, den sie vorher gespürt hatte, konnte nur ausgelöst worden sein, indem die obere Tür geöffnet wurde und so ein Durchzug entstehen konnte. Das hiess, sie war nicht mehr alleine in diesem dunklen Treppengang. Kalter Schweiss lief ihr die Stirn hinunter, sie durfte sich nichts anmerken lassen, sie musste die Person in Sicherheit wägen, damit sie entkommen konnte. Durch die Türöffnung vor sich ging sie hindurch und schloss die Tür hinter sich. Nicht wie erwartet war sie im Erdgeschoss, sondern im Keller. Kleine schmale Fenster zeigten den Rasen im Park. Sie rannte zur einzigen Tür, die sie hier sah und wollte sie öffnen, doch sie war verschlossen. Die einzige Tür im ganzen Haus die verschlossen war. Hinter ihr ging eine Tür zu. "Ich habe gedacht du findest mich nie." Die Stimme kam ihr so schrecklich vertraut vor. Sie hörte sie jeden Tag, doch sie nahm sie fast nie war. Es war ihre eigene Stimme, die von der anderen Seite des Raumes her hallte. Wenn das ihre Stimme war, wer sprach sie? Ihr wurde speiübel und Angst überflutete sie. All ihren Mut fasste sie zusammen und drehte sich um.

"Mama, ich gehe kurz raus."
"Sei vor dem Nachtessen aber zurück, sonst bin ich für nichts den ganzen Nachmittag in der Küche gewesen!"
Ihre Mutter kochte jeden Tag, doch heute hatte sie voller Freude ihr neues Kochbuch ausprobiert, dass sie zu ihrem Geburtstag geschenkt bekommen hatte.
Es war ein warmer Sommertag, die Sonne schien ihr ins Gesicht und erfüllte ihren ganzen Körper mit Wärme. Eine Wärme, die sie so nie wieder spüren würde. Sie schlenderte einwenig in der Gegend umher, genoss das warme Wetter. Sie ging, ohne zu wissen wohin sie landen würde, sie liebte sich selber zu überraschen. Gestern endete ihr Spaziergang am kleinen Ententeich, gleich neben dem Blumenladen. Heute würde ihr Tag im Park enden. Im Park, den sie lieben lernen würde. Auf eine einzigartige Weise, die kaum zu verstehen ist.
Der Duft von Lilien lag in der Luft. Sie war geradezu überwältigt vom Anblick des Parks und von dem alten Haus. Ohne einen weiteren Gedanken zu verschwenden, rannte sie zum Haus um es zu erkunden. Es war fast so als würde es nach ihr rufen. Sie anlocken so wie es die Blumen mit den Bienen taten. Das Haus schien ihren Namen zu singen. Doch in Wahrheit, waren es entsetzliche Warnrufe. Das Haus wollte sie warnen, vor dem, was sich in seinem Inneren verbarg. Doch sie verstand nichts. Voller Neugier lief sie ins Haus und ihr Körper sollte nie wieder rauskommen.

Was sie sah, hätte sie eigentlich erschrecken sollen, doch das Tat es nicht. Im Gegenteil, in diesem Moment fühlte sie sich so friedlich, weil der Anblick, des verstümmelten Mädchens, ihr ihre Erinnerungen zurück schenkte. Die ganze Zeit ging sie davon aus, dass sie jemanden finden müsse. Aber, dass sie diejenige war, die gefunden werden musste, wäre ihr keineswegs in Erwägung gekommen. Sie hatte sich nun gefunden und erinnerte sich an jenen Tag an dem sie auf groteske Weise gestorben war.

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